Behandlung der Mastozytose

Mastozytose lässt sich in der Regel nicht heilen. Je nach Ausprägung der Krankheit gibt es jedoch verschiedene Möglichkeiten der Behandlung: Es hilft, auslösende Faktoren zu meiden. Abhängig von der Form der Mastozytose können zudem Behandlungen mit Medikamenten infrage kommen, um Beschwerden zu lindern oder Folgeerkrankungen zu verzögern.

Auslösende Faktoren reduzieren

Verschiedene Faktoren können bei einer Mastozytose Beschwerden und allergische Reaktionen fördern. Fachleute empfehlen den Alltag möglichst so zu gestalten, dass sie vorbeugend reduziert oder ganz gemieden werden. Dabei kann es helfen, ein Tagebuch zu führen, um Lebensmittel oder Umweltfaktoren zu erkennen, die zu Beschwerden führen. 

Faktoren, die Beschwerden fördern können werden Triggerfaktoren genannt. Hierzu zählen: 

  • allergieauslösende Stoffe (Allergene) wie bestimmte Stoffe in Nahrungsmitteln und Insektengifte  
  • Infektionen mit Bakterien, Pilzen und Viren 
  • Medikamente wie manche Schmerzmittel 

Diese Faktoren regen Mastzellen an, Botenstoffe auszuschütten, die unterschiedliche Beschwerden hervorrufen. Zu diesen Botenstoffen gehören Histamin, Tryptase und Zytokine. Es kann daher helfen, diese auslösenden Faktoren zu vermeiden, soweit es möglich ist.  

Hinweis: Der OP-Flyer des Mastozytose Selbsthilfenetzwerks e.V. enthält wichtige Informationen rund um Operationen und Narkosemittel, die Triggerfaktoren sein können.

Welche Lebensmittel sollten bei Mastozytose vermieden werden?

Lebensmittel, die bei Mastozytose häufig zu Beschwerden führen sind zum Beispiel: 

  • Nüsse 
  • Meeresfrüchte 
  • Zitrusfrüchte 
  • Histamin-reiche Produkte wie gereifte Käsesorten, geräuchertes Fleisch und Fisch, Wurst, Tomaten, Sauerkraut und Rotwein 

Wichtig ist, dass es individuell sehr unterschiedlich sein kann, was vertragen wird und was nicht. Es kann sich auch im Laufe der Zeit ändern und Lebensmittel, die bisher gut verträglich waren, bereiten unerwartet Beschwerden. Daher gibt es keine Empfehlungen, die für alle Betroffenen gleichermaßen gelten.

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Umweltfaktoren und Stress

Auch physikalische Reize können Beschwerden auslösen. Dazu gehört der schnelle Wechsel zwischen kalten und warmen Temperaturen, längere Aufenthalte im Sonnenlicht sowie starke Gerüche. Außerdem berichten Betroffene, dass Stress und Erschöpfung Beschwerden verstärken.

Schmerzmittel bei Mastozytose

Bestimmte Schmerzmittel können bei einer Mastozytose schlecht verträglich sein und zu Beschwerden führen. Dies gilt besonders für die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure (ASS) und Ibuprofen. Die Einnahme von Schmerzmitteln sollte deshalb stets mit einer Ärztin oder einem Arzt abgesprochen werden. 

Tipp: Eine Liste mit den vorhandenen Allergien und Unverträglichkeiten ist hilfreich, um zum Beispiel das medizinische Personal vor einer Operation oder in einer neuen Arztpraxis zu informieren. Menschen, die einen Notfallausweis besitzen, sollten ihn stets bei sich tragen und bei Bedarf vorzeigen.

Basis-Therapie der Mastozytose

Bei der Basis-Therapie richtet sich die Wahl der Medikamente nach dem individuellen Gesundheitszustand und den auftretenden Beschwerden. So vielfältig die Symptome der Mastozytose sind, so unterschiedlich sind auch die medikamentösen Behandlungen. Es gibt kein Behandlungskonzept, dass für alle passt. Ärztinnen und Ärzte stimmen die Behandlung zusammen mit den Betroffenen regelmäßig auf die persönlichen Bedürfnisse ab. Hier finden Sie eine Auswahl der gängigen Behandlungsmöglichkeiten. 

Tipp: Die Behandlung der Mastozytose sollte am besten zusammen mit einem spezialisierten Zentrum stattfinden.

Medikamente gegen allergische Symptome

Der Botenstoff Histamin spielt eine wichtige Rolle bei Allergiebeschwerden wie Juckreiz und Magen-Darm-Problemen. Medikamente, die diesen Botenstoff blockieren, heißen Antihistaminika oder Histamin-Rezeptor-Blocker. Die Tabletten können leichtere bis mittelschwere Beschwerden meist gut lindern. Nach ärztlicher Absprache sind sie auch für eine längerfristige Einnahme geeignet. Bei Magen-Darm-Beschwerden kann auch eine Kombination mit Mastzellstabilisatoren hilfreich sein. 

Weitere Medikamente gegen Allergiesymptome sind Leukotrienantagonisten, die zum Beispiel bei asthmatischen Atembeschwerden helfen. 

Für Menschen, die stark auf Wespen- oder Bienengift reagieren, kann eine antiallergische Immuntherapie („Hyposensibilisierung“) geeignet sein. Dabei erhalten Betroffene über mehrere Jahre regelmäßig kleine Mengen des Allergens, damit sich die Immunabwehr daran gewöhnt und nicht mehr darauf reagiert.  

Für die Gefahr eines allergischen Schocks (Anaphylaxie) gibt es Notfallmedikamente („Adrenalin-Pen“), die sich Betroffene im Akutfall selbst spritzen können. Zudem sollte umgehend ein medizinischer Notdienst über die Nummer 112 gerufen werden. Das genaue Vorgehen und Anwenden der Notfallmedikamente erklärt die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt. Wichtig ist bei einem Notfallset auch, das Verfallsdatum der Medikamente im Blick zu behalten und sie rechtzeitig zu erneuern.

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Medikamente, um die Knochen zu schützen 

Bisphosphonate sind Medikamente, die den Kalzium-Stoffwechsel regulieren und den Knochenabbau hemmen. Sie kommen zum Einsatz, wenn die Knochendichte abnimmt und die Knochen brüchiger werden (Osteopenie und Osteoporose). Calcium und Vitamin D ebenfalls wichtig für die Knochengesundheit. Ein Mangel an Vitamin D lässt sich mit Tabletten ausgleichen. 

Medikamente, die das Immunsystem hemmen

Bei starken allergischen Reaktionen und Entzündungen kann die Einnahme von Medikamenten nötig sein die das Immunsystem unterdrücken. Dazu zählen Kortison-ähnliche Wirkstoffe (Glukokortikoide). Häufig reicht eine kurzfristige Behandlung, um akute Beschwerden zu lindern.

Lichttherapie bei Hautbeschwerden

Bei Hautbeschwerden können Ärztinnen und Ärzte die Haut mit speziellen UV-A- oder UV-B-Lampen bestrahlen. Bei einer Licht-Chemotherapie (PUVA) findet zusätzlich eine Vorbehandlung mit Tabletten oder Salben statt, um die Lichtempfindlichkeit der Haut und damit die Wirksamkeit der Behandlung zu erhöhen. Um das Hautkrebsrisiko durch die Behandlung nicht zu erhöhen, empfehlen Fachleute die Lichttherapie nicht für eine Langzeitanwendung und nicht für Kinder.

Behandlung von fortgeschrittener Mastozytose 

Auch die Behandlung einer fortgeschrittenen Mastozytose richtet sich nach dem individuellen Krankheitsbild. Zielgerichtete Medikamente oder eine Chemotherapie können nötig sein bei einer aggressiven systemischen Mastozytose, damit verbundener krankhafter Veränderung von Blutzellen oder einer Mastzellleukämie. Wie gut die verschiedenen Behandlungen die Lebenszeit verlängern können, hängt vor allem von der genauen Form der Mastozytose und des Gesundheitszustands ab.

Zielgerichtete Therapie

Eine zielgerichtete Therapie erfolgt mit sogenannten Tyrosinkinase-Hemmern. Diese Medikamente sollen gezielt Bindestellen (Rezeptoren) auf Mastzellen blockieren und so die Anzahl dieser Zellen reduzieren. 

Zytostatika

Schreitet die Krankheit schnell fort oder spricht nicht auf die Behandlungen an, kann der Einsatz von Zytostatika nötig sein. Zytostatika sind die Medikamente, die bei einer Chemotherapie verabreicht werden. Häufig kombinieren Ärztinnen und Ärzte mehrere Medikamente, weshalb Fachleute von einer Polychemotherapie sprechen. 

Stammzelltransplantation

Bei einer sogenannten allogenen Stammzelltransplantation erhalten Betroffene Stammzellen eines anderen Menschen. Als Vorbereitung darauf ist eine Hochdosis-Chemotherapie nötig, die alle blutbildenden Zellen im Körper abtötet. Die „neuen“ Stammzellen siedeln sich nach der Transplantation im Knochenmark an und bilden neue Blutzellen. Das ist die belastendste Behandlungsmöglichkeit, jedoch die einzige, die potenziell heilend sein kann. Sie kommt vor allem für jüngere Menschen mit schnell fortschreitender Mastozytose infrage, die ansonsten in einem guten körperlichen Allgemeinzustand sind. 

Es gibt bisher nur wenige Studien, die untersuchen, wie wirksam eine allogene Stammzelltransplantation auf längere Sicht ist. Fachleute gehen davon aus, dass die Mastozytose bei knapp einem Drittel der Behandelten komplett zurückgedrängt werden kann (Komplettremission). Durchschnittlich leben nach 3 Jahren noch 60 von 100 Behandelten. Das ist jedoch ein Durchschnittswert, der im Einzelfall deutlich länger oder kürzer sein kann.

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Studienteilnahme bei Mastozytose

Manche Medikamente kommen zur Behandlung der Mastozytose zum Einsatz, obwohl sie für andere Krankheiten entwickelt wurden. Fachleute nennen dies auch eine off-label-Anwendung. Zusätzlich werden auch immer wieder neue Wirkstoffe entwickelt und in Studien getestet. Wer sich für die Teilnahme an einer klinischen Studie interessiert, spricht am besten mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt darüber.  

Eine Übersicht bietet das Europäisches Studienregister (EU Clinical Trials Register) oder das U.S. Studienregister clinicaltrials.gov.

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Leitlinie zur Behandlung der Mastozytose

Die Fachgesellschaft zur Diagnostik und Therapie hämatologischer und onkologischer Erkrankungen beschreibt in der Leitlinie zur systemischen Mastozytose die aktuellen wissenschaftlichen Empfehlungen zur Diagnose und Behandlung.

Psychische Gesundheit bei Mastozytose

Mastozytose kann mit Ängsten, Unsicherheit und hoher emotionaler Belastung verbunden sein. Der Austausch mit nahestehenden Personen, in einer Selbsthilfegruppe oder in einer Psychotherapie kann guttun und helfen, mit der Erkrankung umzugehen. 

Bei starken Ängsten oder anhaltender Niedergeschlagenheit können auch Medikamente infrage kommen, die Ängste senken und die Stimmung stabilisieren. Ansprechpartner sind die behandelnde Ärztin oder der behandelte Arzt, die Hausarztpraxis sowie Praxen für Psychiatrie und Psychotherapie. 

Zusammenfassung: Behandlung der Mastozytose

Eine Mastozytose kann in unterschiedlichen Formen und Schweregraden auftreten. Deshalb richtet sich die Behandlung nach den individuellen Beschwerden und Bedürfnissen der Betroffenen. Regelmäßige Termine in der Praxis oder Klinik helfen, dass Ärztinnen und Ärzte die Behandlung zusammen mit den Betroffenen auf die aktuelle gesundheitliche Situation abstimmen können. Bis auf die Stammzelltransplantation gibt es zurzeit keine Behandlung, die eine Mastozytose heilen kann. Die Forschung beschäftigt sich mit neuen Medikamenten, die die Behandlungsmöglichkeiten in der Zukunft erweitern sollen.

Weiterlesen

Charité: Interdisziplinäres Mastozytose Centrum

ÄZQ: Patienten-Information Mastozytose

Universitätsspital Zürich: Mastozytose mögliche Behandlungen

Quellenangaben

Charité. Interdisziplinäres Mastozytose Centrum. Abruf am 27.07.2022 von https://imcc.charite.de/fuer_patienten/  

Onkopedia. Mastozytose, systemische. Abruf am 27.07.2022 von https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/mastozytose-systemische/@@guideline/html/index.html  

Pschyrembel. Bisphosphonate. Abruf am 27.07.2022 von https://www.pschyrembel.de/Bisphosphonate/K03SK/doc/ 

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