Diagnose der Mastozytose

Bei der Diagnose der Mastozytose können verschiedene Untersuchungsmethoden eine Rolle spielen. Darunter etwa die Untersuchung der Haut, der Tryptase-Test und das Prüfen auf eine KIT-Mutation. Häufig beginnt der Weg der Diagnose mit einem Gang zur Hautärztin oder zum Hautarzt. Aber nicht immer äußert sich eine Mastozytose auch auf der Haut. 

Was die Diagnose einer Mastozytose erschweren kann

Eine Mastozytose, insbesondere eine systemische Mastozytose, kann viele Gesichter haben und mit der Zeit kann sich das Erscheinungsbild der Mastozytose auch verändern. So ist es nicht das eine Symptom, dass eindeutig auf eine Mastozytose hinweist. Zudem ist die Mastozytose eine seltene Erkrankung. Deshalb kann es sein, dass sie Ärztinnen und Ärzten im Laufe ihres Berufslebens nur selten oder gar nicht begegnet. Diese drei Punkte – die Vielfalt der Symptome, ein sich veränderndes Erscheinungsbild der Mastozytose mit der Zeit und ihr seltenes Vorkommen – können die Diagnose erschweren.

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Tipp: Es kann hilfreich sein, die Beschwerden aufzuschreiben. Wann traten sie auf? Wie lange blieben sie bestehen? Diese Liste kann der Ärztin oder dem Arzt wichtige Anhaltspunkte geben. Außerdem gibt es in Deutschland auf Mastozytose spezialisierte Zentren mit einer hohen Fachkompetenz in der Diagnose und Behandlung einer Mastozytose.

Diagnose der kutanen Mastozytose

Eine kutane Mastozytose liegt vor, wenn die Anzahl an Mastzellen ausschließlich in der Haut erhöht ist. Sie tritt typischerweise bei Kindern auf. Um eine kutane Mastozytose festzustellen, betrachtet die Hautärztin oder der Hautarzt zunächst das Hautbild. Die charakteristischen braun-roten Hautveränderungen können ein erstes Anzeichen für eine kutane Mastozytose sein. Je nach Verlauf und Form der kutanen Mastozytose können die Hautveränderungen unterschiedlich aussehen.

Tipp: Manchmal tritt der Hautausschlag zum Zeitpunkt des ärztlichen Termins gerade nicht auf. Für diesen Fall empfiehlt es sich, Fotografien des Ausschlags mitzubringen.  

Das Darier-Zeichen

Ein positives Darier-Zeichen gibt weiteren Aufschluss über das Vorliegen einer kutanen Mastozytose. Dabei wird mit einem Stäbchen und ein wenig Druck über eine betroffene Hautstelle gestrichen. Wenn es zu einer Rötung der Haut kommt und sich Quaddeln –ähnlich wie bei der Berührung von Brennnesseln – bilden, spricht man von einem positiven Darier-Zeichen. Bei Kindern mit einer kutanen Mastozytose ist dies fast immer der Fall. Größere, knotige Stellen (Mastozytome) sollten jedoch nicht gerieben werden, um starke Reaktionen zu vermeiden. 

Bei Kindern bildet sich eine kutane Mastozytose bis zur Pubertät in den meisten Fällen komplett oder zumindest teilweise spontan zurück. Bei Erwachsenen hingegen liegt in fast allen Fällen eine systemische Beteiligung vor. Das bedeutet, dass neben der Haut weitere Organe betroffen sind. Deshalb sollte bei Erwachsenen die Diagnose auf eine systemische Mastozytose ausgeweitet werden. 

Untersuchung einer Gewebeprobe

Zusätzlich kann eine kleine Gewebeprobe der Haut (Hautbiopsie) entnommen werden. Diese wird mikroskopisch untersucht, um etwa festzustellen, ob eine vermehrte Zahl an Mastzellen in der Haut vorliegt. Bei Kindern mit einem positiven Darier-Zeichen ist eine Hautbiopsie üblicherweise nicht erforderlich.

Diagnose der systemischen Mastozytose

Mastzellen befinden sich nicht nur in der Haut, sondern im Prinzip im ganzen Körper. So kann eine Mastozytose auch andere Organe betreffen. Man spricht dann von einer systemischen Mastozytose.

Die Diagnose einer systemischen Mastozytose erfolgt auf Basis der Kriterien der WHO-Klassifikation von 2016. Demnach wird eine systemische Mastozytose diagnostiziert, wenn entweder ein Hauptkriterium gemeinsam mit einem der Nebenkriterien oder aber drei Nebenkriterien erfüllt sind: 

Hauptkriterium: 

  • Wenn Ansammlungen von Mastzellen festgestellt werden, die nicht in der Haut vorliegen, sondern im Knochenmark oder in einem anderen Organ. 

Nebenkriterien: 

  • Wenn festgestellt wird, dass mehr als ein Viertel der Mastzellen im Knochenmark oder in einem anderen Organ als der Haut eine untypische Form (Spindelform) aufweisen. 
  • Wenn eine bestimmte Genveränderung, die sogenannte KIT -D816V-Mutation, im Blut, im Knochenmark oder in einem anderen Organ als der Haut festgestellt wird. 
  • Wenn im Blut, im Knochenmark oder in einem anderen Organ als der Haut auf der Oberfläche von Mastzellen eines oder beide der Proteine CD2 und CD25 nachgewiesen werden. 
  • Wenn im Serum ein anhaltend hoher Spiegel des Enzyms Tryptase festgestellt wird (dies gilt nicht, wenn eine assoziierte hämatologische Neoplasie vorliegt). 

Die Diagnose umfasst viele verschiedene Untersuchungen. Diese dienen dazu, herauszufinden, ob die oben dargestellten Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erfüllt sind. 

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Blutwerte: Was ist der Tryptase-Test?

Die Tryptase ist ein Enzym, dass fast ausschließlich von Mastzellen produziert wird. Somit spricht eine hohe Menge an Tryptase dafür, dass sehr viele Mastzellen vorhanden sind. Zur Durchführung eines Tryptase-Tests wird eine Blutprobe benötigt, die im Labor untersucht wird. Ein Tryptase-Spiegel, der bei mehr als 20 µg/l liegt, ist eines der diagnostischen Nebenkriterien für eine systemische Mastozytose. Bei einer (indolenten) systemischen Mastozytose steigt dieser Wert oft auf bis zu 200 µg/l und bei einer Mastzell-Leukämie kann er sogar 10.000 µg/l erreichen. 

Ein hoher Tryptase-Spiegel ist ein Nebenkriterium einer systemischen Mastozytose. Das bedeutet, dass der Tryptase-Test allein nicht ausreichend ist, um eine Mastozytose zu diagnostizieren. So kann es auch vorkommen, dass der Tryptase-Spiegel nicht erhöht ist und dennoch eine systemische Mastozytose vorliegt. Umgekehrt können es auch andere Erkrankungen sein, die zu einem hohen Tryptase-Level führen, wie etwa eine schwere Nierenschwäche oder eine chronische Wurminfektion. Deshalb sind neben dem Tryptase-Test noch weitere Untersuchungen notwendig. 

Untersuchung des Knochenmarks: Wie läuft eine Knochenmarkpunktion ab?

Das Knochenmark ist der Ort im Körper, wo Mastzellen gebildet werden. Bei einer systemischen Mastozytose treten typischerweise ungewöhnliche Ansammlungen von Mastzellen im Knochenmark auf. Um das genauer untersuchen zu können, wird eine flüssige Probe (Aspirat) und eine Gewebeprobe (Biopsie) des Knochenmarks benötigt. 

Spezielle Techniken und Färbungen ermöglichen es, nach ungewöhnlichen Mastzellen im Knochenmark zu schauen. Ist dies der Fall, ist das Hauptkriterium für die Diagnose einer systemischen Mastozytose erfüllt.  

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Im verlinkten Videobeitrag sprechen Nicole Hegmann (Vorsitzende des Mastozytose Selbsthilfe Netzwerk e.V.), Mastozytose-Experte Dr. Jens Panse und Torsten Steffens, der mit systemischer Mastozytose lebt, über den Ablauf der Knochenmarkpunktion und ihre Erfahrungen.

Genetische Analyse

Bei den meisten Patientinnen und Patienten mit einer Mastozytose liegt eine genetische Veränderung (Mutation) vor. Die häufigste davon ist die sogenannte KIT D816V. Weitere Mutationen sind bekannt, die mit einer Mastozytose im Zusammenhang stehen können. Sie treten aber eher selten auf. 

Ob eine entsprechende Mutation vorliegt, kann in speziellen Laboratorien analysiert werden. Die Analyse erfolgt in einer Probe des Knochenmarks und in einer Blutprobe. Dabei wird zunächst nach der häufigsten Mutation, der sogenannten KIT D816V, geschaut. Sollte diese nicht vorliegen, kann geprüft werden, ob andere Mutationen vorhanden sind.

Untersuchungen von Haut, Knochen und Magen-Darm-Trakt

Haut: Bei der (indolenten) systemischen Mastozytose ist sehr häufig auch die Haut betroffen. So kann es der Hautausschlag sein, der den ersten Anhaltspunkt für den Verdacht auf eine Mastozytose liefert. Ist die Haut betroffen, fotografiert die Ärztin oder der Arzt die entsprechenden Bereiche regelmäßig, um die Entwicklung des Hautbildes im Blick zu behalten. 

Knochen: Mastzellen setzen verschiedene Botenstoffe frei, die den Knochenstoffwechsel beeinflussen. So kann es bei Menschen mit einer systemischen Mastozytose auch zum Knochenschwund (Osteopenie oder Osteoporose) kommen. Wenn eine systemische Mastozytose diagnostiziert ist, wird daher die Knochendichte regelmäßig gemessen. 

Magen-Darm-Trakt: Eine systemische Mastozytose kann sich auch auf den Magen-Darm-Trakt ausweiten. Beschwerden wie Sodbrennen, Schmerzen und Durchfall können die Folge sein. Endoskopische Verfahren wie eine Magen- oder Darmspiegelung erlauben es, Gewebeproben gezielt zu entnehmen. Diese werden durch spezielle Färbemethoden und mikroskopische Verfahren untersucht. 

Weitere innere Organe: Eine systemische Mastozytose kann sich unter Umständen auch auf weitere innere Organe auswirken. Deshalb werden verschiedene innere Organe wie Milz, Leber und Lymphknoten mittels Ultraschall untersucht.

Differentialdiagnose

Neben der Mastozytose gibt es auch andere Erkrankungen, die zu einer Aktivierung von Mastzellen führen können. Die auftretenden Beschwerden können dann sehr ähnlich oder sogar identisch sein. In den Untersuchungen sind diese Erkrankungen nicht immer leicht zu unterscheiden. Nicht zuletzt für die Behandlung ist es aber wichtig, diagnostisch eindeutig zu klären, welche Erkrankung vorliegt. Man spricht dabei auch von der sogenannten Differentialdiagnose. 

Bei der systemischen Mastozytose spielen folgende Differentialdiagnosen eine Rolle: 

  • Mastzellhyperplasie 
  • Myeloische Neoplasien
  • Myelomastozytäre Leukämie (MML) 

Hinweis: Eine Mastozytose lässt sich nicht allein anhand der Beschwerden diagnostizieren, da viele andere Krankheiten mit gleichen oder sehr ähnlichen Symptomen einhergehen.

Zusammenfassung Diagnose der Mastozytose

Betroffene haben mitunter einen langen Weg bis zur Diagnose. Insbesondere bei der systemischen Mastozytose kann die Diagnose schwierig sein, da die Krankheit selten ist, die Symptome sehr vielfältig und unspezifisch sind und sich das Erscheinungsbild der Mastozytose mit der Zeit verändern kann. 

Besteht der Verdacht auf eine kutane Form, untersucht die Ärztin oder der Arzt die Hautveränderungen mit verschiedenen Tests. Für die Diagnose einer systemischen Form werden Blut und Knochenmark in der Regel untersucht. Eine genetische Analyse kann nachweisen, ob bestimmte genetische Veränderungen vorliegen. Welche Untersuchungen infrage kommen, stimmen Ärztinnen und Ärzte individuell mit den Betroffenen anhand ihrer Beschwerden ab.

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Charité: Interdisziplinäres Mastozytose Centrum
Universitätsspital Zürich: Mastozytose

Quellenangaben

Oncopedia. Leitlinie systemische Mastozytose. Empfehlungen der Fachgesellschaft zur Diagnostik und Therapie hämatologischer und onkologischer Erkrankungen. 2020. Abruf am 09.08.2022 von https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/mastozytose-systemische/@@guideline/html/index.html 

Charité. Interdisziplinäres Mastozytose Centrum. Abruf am 09.08.2022 von https://imcc.charite.de/fuer_patienten/  

MSD Manual. Mastozytose. Ausgabe für medizinische Fachkreise. Okt 2020. Abruf am 09.08.2022 von https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/immunologie,-allergien/allergien,-autoimmunerkrankungen-und-andere-%C3%BCberempfindlichkeitsst%C3%B6rungen/mastozytose 

Jäger, K., Kinaciyan, T. Mastozytose. hautnah. 2022. https://doi.org/10.1007/s12326-022-00517-2 

Nicola Wagner und Karin Hartmann. 2011. Mastozytose – Diagnostisches und therapeutisches Management. Akt Dermatol 2011; 37: 419–427. Abruf am 09.08.2022 von https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0030-1256887.pdf 

Universitätsspital Zürich. Mastozytose. Abruf am 11.08.2022 https://www.usz.ch/krankheit/mastozytose/#vorbeugen-frueherkennung-prognose 

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